1. Friedrich Lám als Übersetzer

Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!

Friedrich Lám (1881–1955), der sich Zeit seines Lebens als Zipser Sachse bekannte, sprach von Kindesbeinen an sowohl Deutsch als auch Ungarisch einwandfrei.1 Er wurde in Kesmark (ung. Késmárk, slow. Kežmarok) geboren, besuchte das Evangelische Lyzeum von Kesmark und kam 1899 zum Studium nach Budapest. Während seines Lebens war er an mehreren Gymnasien Ungarns als Lehrer tätig und gehörte zu den Gründungslehrern des Vorgängerinstituts des Ferenc-Kazinczy-Gymnasiums in Győr (dt. Raab).2 Als gebürtiger Kesmarker erlebte er den Ersten Weltkrieg und die damit verbundenen Ereignisse, die Angliederung der Zips an die Tschechoslowakei als einen seelischen Bruch, so erscheint in vielen seiner Gedichte die Sehnsucht nach der Heimat. Lange Zeit hat man gedacht, dass er seine Gedichte mit wenigen Ausnahmen auf Deutsch, seine literaturwissenschaftlichen Werke eher Ungarisch verfasste.3 Bei der Untersuchung seines Nachlasses sind aber nicht nur ungarische Erzählungen, sondern auch einige ungarische Gedichte oder Gedichtübersetzungen ins Ungarische zum Vorschein gekommen.4

Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!

Er war nach dem Ersten Weltkrieg in Ungarn vor allem wegen seiner literarischen Übersetzungen bekannt, die er in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften und 1942 in einem Band mit dem Titel Neue Ungarische Lyrik veröffentlichte.5 Dieser enthielt 81 Gedichte, von denen er viele zuvor in der Oedenburger Zeitung veröffentlichte. Er verbrachte die Schulferien von 1939 an zumeist in Ödenburg und in der Oedenburger Zeitung wurden seine Übersetzungen 298fach veröffentlicht, unter ihnen einige mehrmals.6 Sein Ziel war, die ungarische Literatur in deutscher Sprache bekannt zu machen,7 so übersetzte er Gedichte von verschiedenen ungarischen Autoren, wie von János Arany, Sándor Petőfi, Ferenc Kölcsey, Mihály Vörösmarty, Endre Ady, Lajos Áprily, Mihály Babits, Attila József, Gyula Juhász, Gyula Illyés, Lőrinc Szabó, Lajos Harsányi usw. Gyula Földessy, der viele Gedichte und Übersetzungen Friedrich Láms kannte, lobte sein Talent. Hingegen gefielen László E. Gagybátori, der nur den Band Neue Ungarische Lyrik kannte, Láms Ady-Übersetzungen nicht, die Übersetzungen anderer Autoren, z. B. von Mihály Babits, befand er für besser. Er kritisierte auch die Wahl der übersetzten Autoren, da Lám mehrere wenig bekannte Autoren in sein Werk aufgenommen hatte.8 Auch Richárd Szabó hat eine Rezension zum Band verfasst; er bemerkt, dass Láms Sprache und Stil eher die einer älteren Generation spiegelt, lobt aber seine Kenntnisse in beiden Sprachen, wodurch bei ihm nur selten Missverständnisse entstehen. Als bestes Beispiel für Láms Talente nennt er die Übersetzung eines Ady-Gedichtes mit dem Titel Én nem vagyok magyar? (Ich bin kein Ungar?).9

Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!

In einem kleinen Heft hat Friedrich Lám die Übersetzungen eines Ödenburger Dichters, Lajos Missuray-Krúg, mit dem Titel In meinem Herzen baut ihr Nest die Stille10 veröffentlicht. Über dieses Heft erschien eine Rezension von László Verbényi, in der er den Übersetzer besonders lobt. Seiner Ansicht nach übersetzt Friedrich Lám die Gedichte nicht nur. Seine Übersetzungen sind zwar präzise und gewissenhaft, zusätzlich jedoch setzt er mit unvergleichbarer Kunst die ungarischen Gedichte ins Deutsche um. Wo diese im Rhythmus etwas schwerfälliger waren, kann er sie beweglicher gestalten.11 Auch der katholische Dichter Lajos Harsányi, von dem Lám viele Gedichte übersetzte, preist seine Übersetzungstätigkeit. Ihm zufolge übersetzt Lám fabelhaft; nicht sich selbst gibt er in den Gedichten wieder, sondern den Dichter, den er übersetzt. Beinahe wortwörtlich kann er übersetzen, wobei er aber alle Schönheiten, Stimmungen und technischen Feinheiten des Originals beibehalten kann.12

Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!

Vor allem wegen seiner literarischen Übersetzungen wurde Friedrich Lám 1944 zum ordentlichen Mitglied der katholischen ungarischen Sankt-Stephan-Akademie [Szent István Akadémia] gewählt.13

Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!

Im Februar 1952 wurde Friedrich Lám die Pension entzogen,14 er lebte fortan von seiner Übersetzertätigkeit. Sein Plan war, eine Ady-Anthologie und auch Adys Prosawerke15 zu veröffentlichen, aber ohne Erfolg. Vier Tage vor seinem Tod,16 am 23. Dezember 1955, hat er noch Gyula Germanus die Übersetzung des Artikels Ibn-Rumi’s Dichtkunst übergeben,17 der 1956 ohne Angabe des Übersetzers in der Acta Orientalia erschienen ist.18 Ebenfalls posthum ist von ihm die Übersetzung des Romans Liebe der Armen (Szegények szerelme) von Péter Veres erschienen, den er nicht mehr vollständig übersetzen konnte, daher wurde die Übersetzung von Heinrich Weissling (Ungarn, 04. 08. 1923 – Waldheim, 13. 04. 201719) beendet.20
 
1 Štátny archív v Prešove, pracovisko Poprad, fond Magistrát mesta Kežmarok (IV.), Inventar-Nummer 353, Tanköteles gyermekek összeírásának kimutatása 189/1891, Schachtel 387, Nr. 108.
2 Hans Kobialka: Lam, Friedrich. http://kulturportal-west-ost.eu/biographien/lam-friedrich-2 (2017. 02. 02.); Baksa, Péter (Hrsg.): „Győr nem a világ, de a mi kis világunk…”. Lám Frigyes tanár, költő, irodalomtörténész és műfordító [„Győr ist nicht die Welt, aber unsere kleine Welt…“. Friedrich Lám, Lehrer, Dichter, Literaturhistoriker und literarischer Übersetzer]. Kazinczy Ferenc Gimnázium: Győr 2008, S. 6–19.
3 Kobialka: Lam, Friedrich; Klára Berzeviczy: Heimat in den Gedichten Friedrich Láms. Eine Annäherung. In: V. Jahrestagung des Forschungszentrums Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. 27.–29. 09. 2018, Regensburg. In: Philipp, Hannes – Stangl, Theresa – Weber, Bernadette – Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. DiMOS-Füllhorn Nr. 5. Tagungsband Regensburg 2018. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa FzDiMOS 11.) Universitätsbibliothek Regensburg, 2021, S. 360–372.
4 Ungarische Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung. Fond 13. Mit der Bearbeitung des Nachlasses befasst sich Klára Berzeviczy. Unter Láms ersten veröffentlichten Gedichten befindet sich auch ein ungarisches Gedicht mit dem Titel Szepes. Vgl. Lám, Frigyes: Szepes [Zips]. In: Szepesi Hírnök / Zipser Bote 40, 28 vom 12. 07. 1902, S. 7.
5 Andere selbstständige Bände mit Friedrich Láms Übersetzungen sind: Gedichte von József Erdélyi. Übersetzt von Lám, Friedrich. Officina: Budapest 1944; Johann Garay: Der Veteran [Az obsitos, 1843]. Übersetzt von Lám, Friedrich. Athenaeum: Budapest 1944; und Péter Veres: Die Liebe der Armen [Szegények szerelme, 1952]. Roman. Übersetzt von Friedrich Lám und Heinrich Weissling. Aufbau: Berlin 1958. Cf. Tiborc Fazekas (Hrsg.): Bibliographie der in selbständigen Bänden erschienenen Werke der ungarischen Literatur in deutscher Übersetzung (1774–1999). Eigenverlag des Verfassers: Hamburg 1999. Nr. 561, 665 und 2032.
6 Hárs, József: Magyar irodalmi művek fordításai a két világháború közötti Oedenburger Zeitungban 1. [Übersetzungen ungarischer literarischer Werke in der Oedenburger Zeitung zwischen den zwei Weltkriegen 1]. In: Soproni Szemle 42 (1988), H. 2, S. 97–109, hier S. 106–107.
7 Baksa, S. 15.
8 Földessy, Gyula: Egy nagy szepesi költő [Ein großer Zipser Dichter]. Szepesi Szövetség: Budapest 1936; Gagybátori, E. László: Lám Frigyes. Új magyar líra németül [Friedrich Lám. Neue ungarische Lyrik auf Deutsch]. In: Magyar Csillag 1943, I., S. 49–51; Hárs, S. 105–106.
9 Szabó, Richárd: Lám Friedrich: Neue Ungarische Lyrik. Budapest 1942 (Ruszkabányai). In: Irodalomtörténet 32 (1943), H. 3, S. 134–135.
10 Friedrich Lám – Ludwig Missuray-Krúg: In meinem Herzen baut ihr Nest die Stille. Scarabantia: Dombóvár 1942.
11 Verbényi, László: Fr. Lám – L. Missuray-Krúg: In meinem Herzen baut ihr Nest die Stille (Scarabantia-könyvek, Dombóvár. 32. l). In: Dunántúli Szemle 9 (1942), 1–6, S. 309.
12 Harsányi, Lajos: Önarckép [Selbstbildnis]. In: Bors, Anikó (Hrsg.): A boldog költő. Harsányi Lajos önarcképe és válogatott versei [Der glückliche Dichter. Selbstbildnis und ausgewählte Gedichte von Ludwig Harsányi]. Egyházmegyei Levéltár: Győr 2015, S. 23–293, hier S. 247.
13 A Szent István Akadémia választó gyűlései [Wahlversammlungen an der Sankt-Stephan-Akademie]. In: Nemzeti Újság vom 27. 02. 1944, S. 4; dazu A Szent István Akadémia tagajánlásai 1944 [Nominierungen bei der Sankt-Stephan-Akademie 1944]. Stephaneum Nyomda: Budapest 1944, S. 13 und 17–20. (Ungarische Széchényi-Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung, Fond 13/8.)
14 Brief von Lajos Harsányi an Frigyes Lám, am 24. 03. 1952, Ungarische Széchényi-Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung, Fond 13/56; Brief von Friedrich Lám an die Gattin von Imre Keszi, Anna Hajnal, 26. 03. 1952, Literaturmuseum Petőfi, Handschriftenabteilung, V5246/186.
15 Briefe von István Mészáros an Frigyes Lám, Ungarische Széchényi-Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung, Fond 13/81.
16 27. Dezember 1955. Cf. Partezettel aus der Sammlung von Nora Baráthova, Kesmark (Késmárk/Kežmarok).
17 Handschrift (zum Teil Maschinenschrift), Ungarische Széchényi-Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung, Fol. Germ. 1582, Bd. 3 bzw. Briefe von Gyula Germanus an Frigyes Lám, Ungarische Széchényi-Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung, Fond 13/46.
18 Germanus, Julius: Ibn-Rumi’s Dichtkunst. [Ohne Angabe des Übersetzers.] In: Acta Orientalia VI (1956), S. 215–286.
20 Veres, Péter: Die Liebe der Armen [Szegények szerelme, 1952]. Roman. Übersetzt von Friedrich Lám und Heinrich Weissling. Aufbau: Berlin 1958; Szabó, János: Friedrich Lám. Leben und Werk. Dissertation, Maschinenschrift, Eötvös Loránd Tudományegyetem: Budapest 1972, S. 84.
Tartalomjegyzék navigate_next
Keresés a kiadványban navigate_next

A kereséshez, kérjük, lépj be!
Könyvjelzőim navigate_next
A könyvjelzők használatához
be kell jelentkezned.
Jegyzeteim navigate_next
Jegyzetek létrehozásához
be kell jelentkezned.
    Kiemeléseim navigate_next
    Mutasd a szövegben:
    Szűrés:

    Kiemelések létrehozásához
    MeRSZ+ előfizetés szükséges.
      Útmutató elindítása
      delete
      Kivonat
      fullscreenclose
      printsave