5.2. Herausforderungen für die Translationstheorie

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Zum Abschluss möchte ich nur schlagwortartig auf die wichtigsten theoretischen Konsequenzen eingehen, die sich im Lichte der neuen Rollen bzw. der zunehmenden Technologisierung und Automatisierung der Übersetzungsindustrie ergeben und die auch Anhaltspunkte in der Beantwortung der anfangs gestellten Frage 1 bieten können.
 

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i) Sprachpaarbezogene Messungen. In der künftigen translationswissenschaftlichen Forschung sollte der Frage nach der Messung und dem Vergleich der Leistungsfähigkeit der MÜ-Systeme im Allgemeinen und in Bezug auf die Sprachpaare insbesondere ein größeres Gewicht beigemessen werden.1 Diese Resultate sollten auch in die Ausbildung von Post- und Preeditoren ihren Weg finden, denn – wie Schmidhofer mit Recht darauf hinweist – „im Zuge der angesprochenen Einbindung der MÜ sollten die Studierenden jedoch nicht nur im Umgang mit MÜ-Systemen und MÜ-Output […] geschult werden, sondern sich auch einer kritischen Auseinandersetzung mit der Technologisierung des Übersetzungsprozesses stellen, damit sie das Potenzial und die Grenzen der maschinellen Übersetzung kennen und einschätzen lernen. Diese Auseinandersetzung hat auch die Rolle von Humanübersetzern und die Bedeutung der Humanübersetzung in der heutigen und zukünftigen Übersetzungsindustrie zu umfassen.“2
 

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ii) Der Status des Quelltextes. Der Begriff des Quelltextes und der Umgang mit dem Quelltext als Input-Text für die maschinelle Übersetzung muss auch im Lichte der geschilderten Entwicklungen neu gedacht werden. Es gibt Forscher, die daher nicht mehr über Quelltext, sondern über start text und in Bezug auf den zielsprachlichen Text translated text sprechen.3 Darüber hinaus soll alles zum start text gezählt werden, das als Ausgangspunkt zur Erstellung der Endfassung der Übersetzung gilt: Translation Memorys, Einträge in terminologischen Datenbanken und von der MÜ vorgeschlagene Lösungen für Sätze und Ausdrücke. Die Auffassung des Quelltextes als heiliges Original verflüchtigt sich gänzlich und selbst der Begriff scheint aus dem Vokabular der Übersetzungsbranche von heute zu verschwinden.
 

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iii) Die Loyalität des Übersetzers. Die Loyalität des Übersetzers4 scheint nicht mehr in der früheren Form zu gelten. Die zweifache Loyalität Richtung Auftraggeber des Übersetzers auf der einen und die Zielperson oder Zielgruppe des Translats auf der anderen Seite sollten mit der Loyalität an die Maschine ergänzt werden. Im Fall des Pre- und Post-editing sollte man daher über eine dreifache Loyalität des Übersetzers sprechen, deren begriffliche Auslegung eine künftige Arbeit der Translationswissenschaft darstellt.
 

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iv) Übersetzen als Multiagent-Prozess. Durch Post-editing entsteht die Endfassung des Textes, daher scheint letztendlich der Posteditor für die Qualität der Übersetzung verantwortlich zu sein. Dabei soll darauf hingewiesen werden, dass viele Sprachdienstleistungsunternehmen den ausgangssprachlichen Text dem Posteditor nicht zur Verfügung stellen.5 Abgesehen von der Frage nach der Verantwortlichkeit für die Qualität, möchte ich hier darauf hinweisen, dass sich mit dem Pre- und Post-editing ein Bild über den Übersetzungsprozess als ein Multiagent-Prozess abzeichnet, in dem keiner der Akteure (weder der Auftraggeber noch der Preeditor, noch der Anbieter des MÜ-Tools, noch der Posteditor) den ganzen Prozess aktiv mitgestaltet, geschweige denn die Verantwortung dafür trägt.
 
1 Vgl. A. Toral – V. M. Cartagena-Sanchez: A multifaceted evaluation of neural versus phrase-based machine translation for 9 language directions, 2017. https://arxiv.org/pdf/1701.02901.pdf (letzter Abruf 19. 07. 2021).
2 A. Schmidhofer: Ausbildung von Translatoren im 21. Jahrhundert zwischen Mensch, Markt und Maschine. In: trans-kom 13.1 (2020), 79–106, S. 95. https://www.trans-kom.eu/bd13nr01/trans-kom_13_01_05_Schmidhofer_Ausbildung.20201113.pdf (letzter Abruf 19. 07. 2021).
3 Vgl. A. Pym: Translation skill-sets in a machine-translation age. In: Meta: Translators’ Journal 58 (2013), S. 487–503.
4 Vgl. Ch. Nord: Einführung in das funktionale Übersetzen. Am Beispiel von Titeln und Überschriften. Tübingen: Francke, 1993; Dies.: Loyalität als ethisches Verhalten im Translationsprozess. In: I. Müller (Hrsg.): Und sie bewegt sich doch. Translationswissenschaft in Ost und West. Festschrift für Heidemarie Salevsky zum 60. Geburtstag. Peter Lang: Frankfurt am Main 2004, S. 235–245.
5 Vgl. M. Kovačević: Post-editing of machine translation output with and without source text. In: Hieronymus 1 (2014), 82–104, hier S. 83–84.
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