3. Theoretische Fragestellungen und Methodenauswahl

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Dieses Kapitel stellt eine Arbeitsmethode vor, mit der sprach- und kulturspezifisch strukturierte Ereigniskomplexe im Deutschen und im Ungarischen modelliert und kontrastiv analysiert werden können. Ziel ist es, den ereignisstrukturbasierten Ansatz im Rahmen einer kontrastiven verbsemantischen Analyse weiterzuentwickeln. Zunächst werden die konzeptuellen Ereignisschemata bestimmt, anschließend deren sprachliche Realisierungen in beiden Sprachen untersucht. Besonderes Augenmerk gilt dem Linearisierungsprozess, also der sprachlichen Umsetzung von Ereignissen als lineare Abfolge sprachlicher Einheiten (Sätze/Syntagmen). Da Sätze jedoch nicht nur linear, sondern auch hierarchisch organisiert sind, wird ebenfalls die hierarchische Struktur der Sätze analysiert und veranschaulicht. Ausgangspunkt der Analyse bilden Konzepte bzw. konzeptuelle Muster (vgl. u. a. Schwarz 1992: 55 ff.; Ziem 2008: 3 ff.; Weber 2010: 27 ff.). Die Analyse geht der Frage nach, wie Konzepte in deutschen und ungarischen Sätzen relational dargestellt werden.

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Komplexe Ereignisse, wie sie in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt konstruiert werden, bestehen auf konzeptueller Ebene stets aus mehreren Komponenten, die in Sätzen sprachlich repräsentiert werden. Dabei werden relevante Hauptteilnehmer (Teilnehmerrollen) identifiziert und zueinander in Beziehung gesetzt. Teilnehmer sind konzeptuelle Einheiten (meist Personen, Tiere oder Dinge), die über ein Verb, das das Ereignis bezeichnet, verbunden sind (Pörings–Schmitz 2003: 95 f.). Jedes Ereignis ist für sich genommen einzigartig, lässt sich jedoch – in Anlehnung an Pörings–Schmitz (2003: 86 ff.) – einer begrenzten Anzahl von Typen zuordnen, den sogenannten Ereignisschemata. Diesen lassen sich typische sprachliche Strukturen (z. B. Satzmuster) zuordnen. In diesen Strukturen zeigt sich, wie Sprecher auf konzeptueller Ebene Teilnehmer miteinander in Beziehung setzen. Ein komplexes, in sich vollständiges Ereignis in deutscher und ungarischer Sprache zu beschreiben bedeutet, alle relevanten, an dem Ereignis beteiligten Details in beiden Sprachen zu erfassen und zu analysieren (ebd.). Die Arbeit orientiert sich an einer modifizierten und erweiterten Arbeitsmethode nach Pörings–Schmitz (2003: 86 ff.) sowie Tóth (2018: 69 ff.), die darauf abzielt, das Verhältnis zwischen Ereignis und sprachlicher Repräsentation in beiden Sprachen parallel zu erfassen. Da Ereignisse in beiden Sprachen durch Abstraktion modelliert werden, erfolgt der Vergleich auf jeder Ebene des Beschreibungsmodells parallel.

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Im Folgenden werden die vier Komponenten des Modells detailliert dargestellt.

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  1. Konzeptuelle Ereignisschemata im Sprachvergleich. Zunächst wird bestimmt, welchen Ereignisschemata die im Korpus1 vorkommenden deutschen und ungarischen Verben zugeordnet werden können. Ziel ist die Erfassung ihrer komplexen Zugehörigkeit sowie deren sprachliche Realisierung (Satzglieder, Satzmuster, Wortstellung, morphologische Realisierung).
  2. Teilnehmerrollen im Sprachvergleich. Identifikation der relevanten Hauptteilnehmer und Analyse ihrer semantischen Rollen (z. B. Agens, Patiens, Objekt, Experiens, Ziel, Empfänger usw.; vgl. Sommerfeldt et al. 41996: 45 ff.; Löbner 2003: 173 ff.; Hummel 2004: 212 ff.; Schneider 2004: 457 ff.; Wotjak 2004: 3 ff.; Welke 2011: 140 ff.). Ein Ereignis wird über Aspekte wie Zeit, Ort und Teilnehmer beschrieben. Teilnehmer sind begriffliche Einheiten – meist Personen, Tiere oder Dinge.
  3. Hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich. Sätze sind sowohl linear als auch hierarchisch organisiert. Hier werden die Satzkonstituenten und die Kompositionsstruktur deutscher und ungarischer Sätze analysiert (vgl. Engel 2004: 90 ff.; Keszler–Lengyel 2008: 163 ff.). Satzbaupläne und Satzmuster werden angegeben, fakultative Glieder durch Klammern markiert. So lassen sich Minimal- und Maximalstrukturen in beiden Sprachen darstellen.
  4. Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich. Die lineare Wortstellung eines Satzes gibt Aufschluss darüber, wie Teilnehmer eines Ereignisses zueinander in Beziehung gesetzt werden. Zuerst wird die morphologische Realisierung der Teilnehmer im Deutschen und im Ungarischen analysiert, danach der jeweilige Linearisierungsprozess. Hier zeigt sich, wie beide Sprachen die Positionen der Konstituenten im Satz nutzen. Konzeptuelle Ereignisschemata werden sprachlich linear umgesetzt. Daher ist es wichtig, den Linearisierungsprozess im Deutschen und Ungarischen genau zu beschreiben (vgl. Pörings–Schmitz 2003: 97 f.).
 

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Zusammenfassend lässt sich das Modell anhand folgender Leitfragen gliedern.

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  1. Konzeptuelle Ereignisschemata im Sprachvergleich
    1. Welche und wie viele Teilereignisse werden im Deutschen und im Ungarischen sprachlich realisiert?
    2. Handelt es sich um dauerhafte oder punktuelle Teilereignisse (Prozess, Zustand, Bewegung etc.)?
    3. Welche Relationen (kausal, temporal etc.) bestehen zwischen den Teilereignissen?
    4. Sind die thematischen Argumente in beiden Sprachen in alle Teilereignisse involviert?
    5. Werden die Teilereignisse durch verbale Propositionen impliziert oder präsupponiert?
  2. Ereignisschemata und Teilnehmerrollen im Sprachvergleich
    1. Welche Ereignisschemata liegen vor?
    2. Welche und wie viele Teilnehmer sind an den Teilereignissen beteiligt?
  3. Hierarchische Satzstruktur
    1. Aus welchen Konstituenten bestehen Minimal- und Maximalstruktur deutscher und ungarischer Sätze?
  4. Lineare Satzstruktur
    1. Wie sieht die lineare Struktur der Sätze und die morphologische Realisierung der Konstituenten aus?
 
1 Die Textbeispiele sind Günter Kunerts Kurzgeschichte Zentralbahnhof (1972) sowie ihrer ungarischen Übersetzung von Mária Ember Központi pályaudvar (1969) entnommen. In der Forschungsliteratur (Pörings–Schmitz 2003: 86 ff.) werden vor allem folgende prototypische Ereignisschemata unterschieden: Essivschema, Vorgangs- oder Prozessschema, Handlungsschema, Erfahrungsschema, Besitzschema, Bewegungsschema, Übertragungsschema.
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