2. Zur Geschichte der ungarischen Nietzsche-Übersetzungen
Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!
Hivatkozások
Válaszd ki a számodra megfelelő hivatkozásformátumot:
Harvard
Tóth József–V. Szabó László (eds) (2025): Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó.
https://doi.org/10.1556/9789636641863 Letöltve: https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p1 (2025. 12. 18.)
Chicago
Tóth József, V. Szabó László, eds. 2025. Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863 (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p1)
APA
Tóth J., V. Szabó L. (eds) (2025). Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863. (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p1)
Nietzsche zu übersetzen ist immer eine Herausforderung.
Die Geschichte seiner ungarischen Übersetzungen ist nunmehr über ein
Jahrhundert alt, sind doch ihre Anfänge auf die erste Phase der Nietzsche-Rezeption
überhaupt zu datieren. Sándor Laczkó hat am Ende des letzten Jahrhunderts
die ungarischen Nietzsche-Übersetzungen Revue passieren lassen.1 Daraus
wird ersichtlich, dass die ersten Übertragungen (von 1891) nur Teilübersetzungen
waren – eigentlich Auszüge aus diversen Werken Nietzsches in der Zeitschrift Élet –,
während die ersten integralen Übersetzungen des Also sprach
Zarathustra (Samu Fényes: Zarathustra. Mindenkinek
és senkinek se való könyv) und des Jenseits von
Gut und Böse (Bódog Vályi: Túl az erkölcs világán)
auf 1907 zu datieren sind. Denen folgte bereits 1908 eine zweite Übersetzung
von Nietzsches Zarathustra mit dem veränderten,
archaisierenden Titel Imigyen szóla Zarathustra,2 der
sich in dieser Form bis in die letzten Zeiten hinein ins Bewusstsein
der Nietzsche-Leser und -Kenner einprägte. (Auch etwa die symphonische
Dichtung von Richard Strauß ist ungarisch unter diesem Titel bekannt.)
In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Bücher des deutschen Philosophen
ins Ungarische übertragen, doch bei Weitem nicht alle – mit einigen,
wie z. B. Der Antichrist oder Zur Genealogie
der Moral, musste man sogar bis nach der Wende warten,
als endlich ihre integralen Übersetzungen das Tageslicht erblickten.
Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!
Hivatkozások
Válaszd ki a számodra megfelelő hivatkozásformátumot:
Harvard
Tóth József–V. Szabó László (eds) (2025): Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó.
https://doi.org/10.1556/9789636641863 Letöltve: https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p2 (2025. 12. 18.)
Chicago
Tóth József, V. Szabó László, eds. 2025. Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863 (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p2)
APA
Tóth J., V. Szabó L. (eds) (2025). Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863. (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p2)
Dabei fällt auf, dass nach 1945
eine Zäsur in der Geschichte der ungarischen Nietzsche-Übersetzungen
eintrat, was gewiss auf ideologische Gründe zurückzuführen ist. In
der sozialistischen Ära gab es diesbezüglich einen großen Einschnitt,
als infolge von Lukács’ Verdikt über die Verantwortung Nietzsches
für die „Zerstörung der Vernunft“,3 d. h.
für jenen vermeintlichen Irrationalismus, der letztendlich zum Nationalsozialismus
geführt haben soll, die Nietzsche-Forschung in Ungarn ebenso wie die
Übersetzung seiner Schriften abflauten. Nietzsche zu übersetzen wurde
nunmehr zu einem gefährlichen, wenn nicht verbotenen Unterfangen,
so dass man sich im sozialistischen Ungarn nur ganz selten erkühnte,
seine Schriften ins Ungarische zu übertragen. Immerhin erschien 1972
eine Auswahl aus seinen Werken in der Übersetzung von Ede Szabó, während
man dem späteren Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész die Übersetzung
der Geburt der Tragödie zu verdanken hat (1986).
Nach der Wende erfolgte dann ein veritabler Boom der ungarischen Nietzsche-Übersetzungen,
deren schlichte Aufzählung eine allzu lange Liste ergeben würde. Dabei
wurden nicht nur seine vollendeten Werke,4 sondern
auch Fragmente aus seinem Nachlass in diversen Ausgaben veröffentlicht,
deren Auswahlprinzip jedoch nicht immer leicht nachzuvollziehen ist.
Die Titel solcher Ausgaben greifen bekannte Formeln aus Nietzsches
Philosophie auf, so wie jene von 1994 betitelt Az értékek
átértékelése („Umwertung aller Werte“) oder jene andere
von 2002 betitelt A hatalom akarása („Der Wille
zur Macht“). Gleichwohl wurde eine Auswahl aus seinen Briefen von
1861–1889 (aus der Colli–Montinari-Ausgabe) 2008 in der Übertragung
von Gábor Romhányi-Török veröffentlicht. Nicht zu vergessen sind auch
die Übersetzungen von Bio- und Monografien über Nietzsche, darunter
jenes wundersame, gnostisch gefärbte Nietzsche-Buch eines deutsch-ungarischen
Philosophen namens Eugen Heinrich Schmitt,5 das
ursprünglich bereits 1898, also noch in der ersten Welle der Nietzsche-Rezeption
überhaupt, in der Erstauflage und vier Jahre später nochmal (in Leipzig)
erschien. Schließlich haben auch die Übertragungen der späteren (heutigen)
Nietzsche-Bücher eines Ivo Frenzel, Jaques Derrida, Volker Gerhardt
oder Rüdiger Safranski maßgeblich zur besseren Kenntnis des „Philosophen
mit dem Hammer“ in Ungarn beigetragen.
Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!
Hivatkozások
Válaszd ki a számodra megfelelő hivatkozásformátumot:
Harvard
Tóth József–V. Szabó László (eds) (2025): Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó.
https://doi.org/10.1556/9789636641863 Letöltve: https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p3 (2025. 12. 18.)
Chicago
Tóth József, V. Szabó László, eds. 2025. Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863 (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p3)
APA
Tóth J., V. Szabó L. (eds) (2025). Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863. (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p3)
Diese Übersetzungen zeigen unterschiedliche Qualitäten,
unterschiedliche Stile, ja sogar unterschiedliche Deutungen von Nietzsches
Begriffen, Bildern und auch Kulturrealien. Der Vergleich einzelner
Übertragungen, darunter mehrerer Übersetzungen desselben Nietzsche-Werkes,
ist an sich aufschlussreich, denn er zeugt von der Schwierigkeit,
denen die ungarischen Übersetzer seiner Werke immer wieder begegneten
und begegnen, sowie von der mehrfachen Deutbarkeit von Nietzsches
Begriffen und Kulturrealien.
Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!
Hivatkozások
Válaszd ki a számodra megfelelő hivatkozásformátumot:
Harvard
Tóth József–V. Szabó László (eds) (2025): Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó.
https://doi.org/10.1556/9789636641863 Letöltve: https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p4 (2025. 12. 18.)
Chicago
Tóth József, V. Szabó László, eds. 2025. Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863 (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p4)
APA
Tóth J., V. Szabó L. (eds) (2025). Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863. (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p4)
Nietzsche gilt als einer der bedeutendsten Spracherneuerer
der deutschen Sprache, dessen Sprachkunst, verblüffende Formulierungen,
erstaunliche Wortschöpfungen den Leser (zumindest seiner Originaltexte)
in Staunen versetzen und den Übersetzer nicht selten vor fast unlösbare
Aufgaben stellen. Sein dichterischer Stil, der Rhythmus seiner ans
Musikalische grenzenden Sprache, sein provokativer Sprachwitz sind
nur einige der Hindernisse, die seine Übersetzer zu bewältigen haben,
besonders bei seinem „Gesamtkunstwerk“ Also sprach Zarathustra, das
ja im Grunde ein poetisches Werk ist (allerdings mit einem komplexen
philosophischen Inhalt),6 also
nicht mit Begriffen, sondern hauptsächlich mit poetischen Bildern
und einer Unmenge von bravourösen rhetorisch-stilistischen Mitteln
operiert. Einige Lexeme in Zarathustra sind sogar
Unikate (z. B. die Adjektiv-Reihe faulicht und lauicht und
schaumicht), andere demonstrieren Nietzsches unstillbaren
Appetit für Sprachwitz bzw. Wortspiel. Er kombiniert virtuos die Morpheme,
um neue (nicht selten alliterierende) Lexeme oder Komposita, und damit
auch eine neue Deutungspotenz seines Textes ins Leben zu rufen; z. B. schafichter
Schäfer, Erbsünde-Erbtugend, Einsiedler-Zweisiedler,
Wahrsager-Wahrlacher, Vorliebe-Vorhass oder Nächstenliebe-Fernstenliebe usw.
Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!
Hivatkozások
Válaszd ki a számodra megfelelő hivatkozásformátumot:
Harvard
Tóth József–V. Szabó László (eds) (2025): Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó.
https://doi.org/10.1556/9789636641863 Letöltve: https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p5 (2025. 12. 18.)
Chicago
Tóth József, V. Szabó László, eds. 2025. Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863 (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p5)
APA
Tóth J., V. Szabó L. (eds) (2025). Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863. (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p5)
Nietzsches Neigung zum Sprachwitz,
zum spielerischen Umgang mit Lexemen und Morphemen zeigen gleichklingende
Wortpaare wie z. B. gerecht-gerächt, weitsichtig-weitsüchtig, beleu-
und belügemundet, Dunkler-Munkler, abwärts-abendwärts usw.
Er lotete die poetische Funktion der Sprache mit einem Sprachgefühl
ohnegleichen aus, wobei seine Wortspiele keinen Selbstzweck verfolgten,
sondern eine Semantisierung verkörpern, die ihrerseits einem philosophischen
Konzept unterliegt. Seine moralkritisch-antichristliche Lebens- und
Weltanschauungsphilosophie, in deren Mittelpunkt etwa die Ideen der
„Umwertung aller Werte“, des Übermenschen und der „ewigen Wiederkehr
des Gleichen“ stehen, hat besonders im deutschsprachigen Raum am Ende
des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für viel Wirbel
in der Philosophie und Kunst gesorgt, und prägte auch das Weltbild
mancher ungarischen Dichter, darunter etwa von Jenő Komjáthy7 oder
Endre Ady8 mit.
Es ist wohl kaum übertrieben zu behaupten, dass Nietzsches Philosophie
samt seiner innovativen und besonders aussagekräftigen Sprache nicht
nur bestimmte Einzelautoren, sondern überhaupt die Kultur einer Epoche
spürbar beeinflusste. Plötzlich gab es keinen Weg des Denkens mehr
zurück vor Nietzsche, kaum einen Diskurs über
die Moderne, der an ihm vorbeiführte. Aber auch bestimmte Wörter und
Begriffe, unter denen der ‚Übermensch‘ nur eines der Paradebeispiele
ist, hielten ihren Einzug in die (literarische) Sprache, ob in pathetische
Nachdichtungen oder in parodistische Umdrehungen seiner Texte (vor
allem seines Zarathustra) und Sprachformeln.
Rudolf Pannwitz’ Behauptung, dass mit Nietzsche „die erdaxe [sic]
sich gedreht hat“,9 ist
wohl eine überhöhte Stilisierung von Nietzsches Bedeutung für die
Moderne, dennoch ist seine Wirkung um 1900 und danach kaum zu überschätzen.
Dieser Umstand trifft zum Teil auch für Ungarn zu.
Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!
Hivatkozások
Válaszd ki a számodra megfelelő hivatkozásformátumot:
Harvard
Tóth József–V. Szabó László (eds) (2025): Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó.
https://doi.org/10.1556/9789636641863 Letöltve: https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p6 (2025. 12. 18.)
Chicago
Tóth József, V. Szabó László, eds. 2025. Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863 (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p6)
APA
Tóth J., V. Szabó L. (eds) (2025). Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863. (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p6)
Die Nietzsche-Rezeption in Ungarn
setzte Ende des 19. Jahrhunderts ein und lief praktisch parallel zu
den Übersetzungen seiner Schriften, die aber zunächst sehr vorsichtig
das Tageslicht erblickten. Es geht um die letzten Jahre oder Jahrzehnte
der Doppelmonarchie, als die deutsche Sprache und Kultur ein organischer
Teil der ungarischen war; dass ungarische Intellektuelle deutsch sprachen
und lasen, galt als ebenso selbstverständlich, wie der Umstand, dass
im damaligen Ungarn deutsche Bühnen besucht oder deutsche Bücher und
Zeitungen bzw. Zeitschriften herausgegeben wurden. Noch Mitte des
19. Jahrhunderts war Deutsch die offizielle Sprache in Ungarn. Viele
bekannte Persönlichkeiten der ungarischen (Kultur)Geschichte waren
des Deutschen mächtig – so verfasste z. B. der Staatsreformer István
Széchenyi sogar seine Tagebücher auf Deutsch –, zahlreiche deutsche
Werke wurden von bekannten ungarischen Dichtern (z. B. Mihály Babits,
Lajos Kassák, Lőrinc Szabó) ins Ungarische übertragen. Zudem lief
die Rezeption der deutschsprachigen Literatur in Ungarn um 1900 mit
einer Selbstverständlichkeit und Intensität, die selbst den heutigen
Betrachter – oder erst recht ihn – in Staunen versetzen kann. Nietzsches
(künstlerisch-philosophisch-philologische) Rezeption im Allgemeinen
und die Übertragung seiner Texte im Besonderen erfolgte in Ungarn
relativ schnell – im Kontext einer kulturellen Nähe zur, ja einer
Verflechtung mit der Kultur des deutschsprachigen Raumes.
Jegyzet elhelyezéséhez, kérjük, lépj be.!
Hivatkozások
Válaszd ki a számodra megfelelő hivatkozásformátumot:
Harvard
Tóth József–V. Szabó László (eds) (2025): Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó.
https://doi.org/10.1556/9789636641863 Letöltve: https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p7 (2025. 12. 18.)
Chicago
Tóth József, V. Szabó László, eds. 2025. Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. : Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863 (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p7)
APA
Tóth J., V. Szabó L. (eds) (2025). Übersetzung und kulturelles Gedächtnis – Translation and Cultural Memory. Akadémiai Kiadó – Pannon Egyetemi Kiadó. https://doi.org/10.1556/9789636641863. (Letöltve: 2025. 12. 18. https://mersz.hu/dokumentum/m1360uukg__84/#m1360uukg_82_p7)
Eine allzu große kulturelle Distanz
zwischen der ungarischen und deutschen Kultur ist also zu jener Zeit,
die unter dem Namen „glückliche Friedenszeiten“ (boldog
békeidők) in die ungarische Geschichte bzw. Geschichtsschreibung
eingegangen ist, kaum festzustellen. Die Schwierigkeiten der Übertragung
von Nietzsches Werken ins Ungarische, einschließlich seiner Kulturrealien,
ergaben und ergeben sich somit weniger aus kulturellen Unterschieden
zwischen Deutschland und Ungarn als der Eigenart seiner Texte, der
Virtuosität seines (individuellen) Sprachstils, den verblüffenden,
provokativen, wenn nicht subversiven Elementen seiner Philosophie.
Das Skandalöse seiner Ideen schlug zwar keine so hohen Wellen wie
in Deutschland, doch hatten die ungarischen Nietzsche-Übersetzer mit
einem neuen Ton, einem neuen rhetorischen Stil, einer erneuerten,
um nicht zu sagen umgewälzten deutschen Sprache zu schaffen. Hinzu
kam die tendenziös archaisierende Sprache des Also sprach
Zarathustra, in dem Nietzsche Neologismen bewusst vermied,
bzw. sein ganzes Bildungsgut, dass sich teils aus der Antike, teils
aus der französischen Kultur speiste. Die meisten Texte Nietzsches
wimmeln von Anspielungen und Querhinweisen auf Texte, Sprüche oder
Zitate antiken, französischen, italienischen usw. Ursprungs, die den
Übersetzer nicht selten dazu nötigen, dem Grundtext der Übersetzung
manche Anmerkungen (Fuß- oder Endnoten), wenn nicht einen ganzen Apparat
von Erklärungen und Erörterungen, hinzuzufügen.10 Das
kann nicht nur etwa die von Nietzsche vergleichsweise häufig verwendeten
Fremdwörter betreffen, sondern eben auch seine eigenen sprachlichen
Formulierungen, die sich einer Übersetzung mit hohem Äquivalenzwert
entziehen.
1 Vgl. Laczkó, Sándor: A magyar
nyelvű Nietzsche-irodalom bibliográfiája 1872-től 1995-ig (közelítés)
[Bibliografie der ungarischen Nietzsche-Literatur 1872–1995]. https://mek.oszk.hu/00600/00622/00622.htm#f1891 (gesehen
am 05. 01. 2021).
2 Vgl. Nietzsche, Frigyes: Imigyen
szóla Zarathustra. Übers. non Ödön Wildner. Grill Károly: Budapest
1908.
3 So der Titel von Lukács’ Buch
(Ost-Berlin 1954), in dem der ungarische Philosoph und marxistischer
Hauptideologe des sozialistischen Ungarn den Irrationalismus Nietzsches
angriff und ihn sogar als den Wegbereiter des Nationalsozialismus
diffamierte.
4 Darunter Götzendämmerung, Jenseits
von Gut und Böse, Zur Genealogie der Moral (sogar
zweimal) oder, hundert Jahre nach der ersten Übersetzung, auch Also
sprach Zarathustra.
5 Vgl. Schmitt, Jenő Henrik:
Friedrich Nietzsche két világkorszak küszöbén [im Original: Friedrich
Nietzsche an der Grenzscheide zweier Weltalter. Leipzig 1898], übers.
von László Vásárhelyi Szabó. In: Lajos Kőszegi (Hrsg.): Nietzsche-tár.
Pannon Panteon: Veszprém 1996, S. 29–96. Dazu noch László V. Szabó:
Die neugnostische Nietzsche-Deutung von Eugen Heinrich Schmitt. In:
Renate Reschke – Marco Brusotti (Hrsg.): „Einige werden posthum geboren“.
Nietzsches Wirkungen. Walter de Gruyter: Berlin–Boston 2012 (Nietzsche
heute 4), S. 603–614.
6 So hat es u. a. auch Hans
Georg Gadamer gesehen: „Denn [Also sprach Zarathustra]
ist ein halbpoetisches Buch, das zur Gattung der Mimesis, der Imitation,
gehört. Es ist ein literarisches Kunstwerk.“ Hans Georg Gadamer: Das
Drama Zarathustras. In: Nietzsche-Studien 15. Berlin–New York 1986,
S. 1–15, hier S. 5.
7 Vgl. dazu V. Szabó, László:
Die ungarische Lyrik am Ende des 19. Jahrhunderts im Kontext der Philosophie
Schopenhauers und Nietzsches (Reviczky und Komjáthy). In: Ingeborg
Fiala-Fürst – Jürgen Joachimsthaler – Walter Schmitz (Hrsg.): Mitteleuropa:
Kontakte und Kontroversen. Thelem: Dresden 2013, S. 109–122.
8 Vgl. Halász, Előd: Nietzsche
és Ady. Ictus: Szeged 1995.
9 Rudolf Pannwitz: Die Krisis
der europäischen Kultur. Hans Carl: Nürnberg 1917, S. 50.
10 So ergab etwa die ungarische
Übersetzung von Nietzsches Zur Genealogie der Moral einen
Apparat mit beinahe dreihundert Anmerkungen. Sie enthalten u. a. Hinweise
auf lateinische Quellen, Erörterungen von griechischen und französischen
Wörtern usw. Vgl. Friedrich Nietzsche: A morál genealógiájához. Vitairat.
Übers. von László Vásárhelyi Szabó. Pannon Panteon: Veszprém 1998.